Städtebauliche und baukünstlerische Aspekte
Das Grundstück befindet sich südlich des Amstettener Zentrums inmitten eines heterogenen Umfelds mit Einfamilienhausbebauung, Geschoßwohnbau, Schul- und Sportbauten sowie Gewerbe- und Handelshäusern.
Das Gebäude des Bundesschulzentrums stammt aus den 1980er Jahren und weist in seiner architektonischen Ausformulierung die typische Formensprache jener Zeit auf, welche nicht nur in städtebaulicher Hinsicht einige Problempunkte aufweist. Der Entwurf setzt an dieser Stelle an und schafft es den unruhigen Baukörper so zu bereinigen und zu erweitern, dass trotz dem Erhalt des Großteils der bestehenden Baumasse ein kompaktes und klar ablesbares modernes und zeitgemäßes Gebäude entsteht.
Der zentrale Haupteingang bleibt prinzipiell an der bestehenden Stelle, schafft jedoch durch zwei getrennte Eingänge im Windfang die getrennte Nutzbarkeit beider Schulen und somit auch beider Foyers samt dem jeweiligen Mehrzwecksaal. Es wurde auf die klare räumliche Trennung beider Schulen geachtet, gemeinsam genutzte Bereiche wurden immer an deren Schnittstellen positioniert.
Neben der Sanierung und Adaptierung der bestehenden Räumlichkeiten gibt es drei, unabhängig voneinander realisierbare Hauptmaßnahmen, durch die die in Ansätzen schon erkennbare Kammform des Hauses hervorgehoben werden.
– Die für den Bestand wichtigste Intervention ist der Abbruch und die Neupositionierung der Hauptstiege HLW. Das bestehende Bauwerk verhindert zum einen die ungehinderte Durchsicht und Öffnung zum Außenraum, zum anderen wird der Ab- und Aufgang von den Garderoben neu strukturiert. Als dritter Punkt gilt der ungünstige Platzverbrauch der jetzigen Stiege, welcher dringend für das zukünftige Foyer benötigt wird. Die Erdgeschoßzone soll in Zukunft ein multifunktional genutzter Bereich werden, der von beiden Schulen autark oder gemeinsam genutzt und bespielt werden kann. Im Obergeschoß werden an dieser Stelle die Bibliothek sowie die Projekträume organisiert, großzügige Aufenthalts- und Pausenzonen werden durch die Freiterrasse in den großen Hof ergänzt.
– Ein neuer Klassentrakt wird als weiterer Kammfinger in Form einer eingeschossigen Überbauung des Vorplatzes an die nördliche Grundgrenze gestellt. Ein „Flugdach“ schließt den Vorplatz und nimmt die Fahrradstellplätze auf. Der neu geschaffene Vorhof schafft ein bewussteres Ankommen und Betreten der Schule über die zonierten Vorbereiche sowie eine geschützte Aufenthaltsqualität, von welcher auch der Freibereich der Mensa profitiert.
– Der Klassentrakt der HAK wird im EG und 1.OG als weiterer Kammfinger in Richtung Osten erweitert. Der gemeinsame große Innenhof, welcher als Aufweitung der Pausen- und Aufenthaltsflächen nach außen einen besonderen Mehrwert für das Zentrum darstellt öffnet sich nach Osten und schafft somit eine attraktive Verbindung zum umliegenden Außenraum.
Die grundsätzliche Erschließung des BSZ bleibt an der bestehenden Stelle, neu organisiert werden jedoch die Zu- und Aufgänge der Garderoben. Was im originalen Gebäude als wenig attraktiv für die Schüler*innen wahrgenommen wurde sollte im Projekt durch gezielte und sparsame Eingriffe in die Substanz ein großzügiges und angenehmes Betreten der Garderobenbereiche werden.
Direkt vom Windfang führen zwei einläufige Treppen in die jeweiligen Garderoben. Die Treppe in die HAK-Garderoben bleibt im Bestand, parallel dazu und somit neu positioniert wird die Treppe in die Garderobe der HLW. Die neue Haupttreppe der HLW wird anstatt der zu verkleinernden WC-Anlagen bis ins UG geführt, wodurch in Zukunft die zweiseitige natürliche Belichtung der Garderobe ermöglicht wird.